Workshop 1 „Der Weg zur Koordinationsstelle 'Gemeinschaftliches Wohnen' in Dresden“ im Rückblick

Pinnwand mit vielen Zetteln, Situation aus Workshop
Foto: NWID

Am 28. November 2022 lud das Netzwerk Neues Wohnen Dresden, kurz NWID, in Kooperation mit der Landeshauptstadt Dresden zum Workshop „Der Weg zur Koordinationsstelle ‚Gemeinschaftliches Wohnen‘ in Dresden“ in das Sozialamt Dresden ein.

In der Auftaktveranstaltung 4. Runder Tisch Soziales Wohnen mit den sich anschließenden drei Workshops wurde durch die Teilnehmenden an mehreren Stellen die Notwendigkeit einer Koordinationsstelle Gemeinschaftliches Wohnen angesprochen und bereits andiskutiert.

Der am 28. November 2022 stattgefundene Workshop ist der erste von drei Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Um die Workshops so konkret wie möglich und so nah an den Problemlagen der Akteure zum gemeinschaftlichen Wohnen zu gestalten, wurde der Schwerpunkt der Veranstaltung auf die konkrete Ausgestaltung einer Koordinationsstelle in Dresden gelegt. In Leipzig gibt es bereits eine Koordinationsstelle zum gemeinschaftlichen Wohnen. Dieses Wissen und die Erfahrungswerte sollen genutzt werden.

Langfristiges Ziel des NWID ist die Umsetzung einer Koordinationsstelle in Dresden.

Der Workshop wurde von Frau Christine Mantu (Lokale Agenda Dresden) moderiert. Der Einladung folgten ca. 20 Teilnehmende, welche sich auf vielfältige Art und Weise für gemeinschaftliches Wohnen in Dresden einsetzen. Teilnehmende waren unter anderem das bauforum dresden e.V., junge Genossenschaften wie zum Beispiel WoGe Dresden eG, Mitarbeitende der Stadtverwaltung, Interessenvertreter:innen für inklusives Wohnen sowie das Mietshäuser Syndikat.

Nach der Begrüßung durch Frau Mantu und Herrn Marcus Müller als Referent Städtische Wohnungspolitik des Geschäftsbereich Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen folgte ein Inputvortrag von Herrn Dr. Oliver Koczy vom Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung der Stadt Leipzig über die in Leipzig bereits bestehende Koordinationsstelle für gemeinschaftliches Wohnen, dem Netzwerk Leipziger Freiheit.

Das Netzwerk Leipziger Freiheit wurde unter Federführung des Amtes für Wohnungsbau und Stadterneuerung 2016 gegründet. Die Schwerpunkte der Aufgaben liegen in der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, dem Beratungsangebot für Wohninitiativen, der Weiterentwicklung von Handlungsansätzen sowie der fachlichen Begleitung von Fachkonzepten. In seinem Vortrag stellte Herr Dr. Oliver Koczy erfolgreiche Projekte in den einzelnen Aufgabenbereichen vor und ging auf die verschiedenen Leistungsbereiche näher ein. Als Zwischenfazit für die Leipziger Koordinationsstelle hielt Herr Dr. Oliver Koczy fest:

In den 6 Jahren wurde das Netzwerk als Anlaufstelle für gemeinschaftliches Wohnen etabliert. Flache Hierarchien und gegenseitige Wertschätzung prägen die Arbeitsweise. In der Stadtpolitik gibt es eine hohe Akzeptanz, welche die Weiterentwicklung von Ansätzen befördert.

Die Koordinationsstelle ist zwar beauftragt, aber unabhängig von der Stadt. Dies lässt selbstständiges Handeln der Initiativen weiterhin zu. Wenn etwas nicht funktioniert, kann durch die 2 jährige Ausschreibungszeit gut nachgesteuert werden.“

Anschließend wurde an zwei Arbeitstischen durch die Teilnehmenden des Workshops die inhaltliche Ausgestaltung einer möglichen Koordinationsstelle in Dresden an den folgenden Fragen diskutiert:

  • Frage 1: Was sind bestehende Herausforderungen bei Gruppenprozessen?

  • Frage 2: Was für bestehende Angebote gibt es in Dresden?

  • Frage 3: Welche Aufgaben sollen durch die Koordinationsstelle abgedeckt werden?

  • Frage 4: Was sind die Ziele sowie die Zielgruppe der Koordinationsstelle?

  • Frage 5: Welche Ressourcen für die Koordinationsstelle werden benötigt?

  • Frage 6: Was sind die Anforderungen an Mitarbeiter:innen der Koordinationsstelle?

Stichwort-Zusamenstellung aus Workshop 1
Grafik: Jan Reißig, NWID

Zusammenfassung

Bestehende Herausforderungen bei Gruppenprozessen?

  • Wenig Marktkenntnis und Verhandlungsgeschick
  • Ressourcen für eigenständige Umsetzung (insbesondere bei Handicaps)
  • Ausdauer und Zeit
  • Übersetzung zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft
  • Raum und Zeit für Gruppentreffen
  • Möglichst sicheres Verfahren für Anschub
  • Fachberatung für 10 Stunden kann helfen
  • Konsensfindung und Befindlichkeiten
  • Fluktuation in Gruppen
  • Erstellung eines Etappenplans

 

Was für bestehende Angebote gibt es in Dresden?

  • Wohnsinn Beratung bei Gründung von Wohngemeinschaften
  • Mietshäuser Syndikat und WoGe bieten ehrenamtliche Begleitung von Hausgruppen an
  • Bauforum Begleitung von Hausgemeinschaften
  • Stadtplanungsamt
  • Wohnberatungsstelle
  • Wohnungsbauförderstelle
  • AWIG Beratung zu Wohnen im Alter
  • Bestehende Angebote und Strukturen sind oftmals ehrenamtlich und projektbezogen

Was sind die Ziele der Koordinationsstelle?

  • Bindeglied zwischen Stadt, Initiativen etc.
  • Begleitung Konzeptvergabe
  • Beratung von gruppendynamischen Prozessen sowie Gruppenbildung
  • Multiplikator
  • Soziale Mischung in Wohnquartieren erhöhen
  • Niedrigschwellige Angebote schaffen
  • Beratung Eigentümer:innen
  • Finanzierungs-, Grundstücksmarkt-, Gruppenberatung
  • Übersetzungsarbeit leisten
  • möglichst viele Projekte realisieren
  • Lotsenfunktion
  • Segment gemeinschaftliches Wohnen stärken
  • stabiles und langfristiges Konstrukt
  • Lobbyarbeit für Problemlösung
  • Ansprechbarkeit
  • Positive Auswirkungen auf soziale Gefüge aufzeigen
  • Kontinuierliche Kommunikation
  • Attraktivität der Stadt / des Lebens steigern

 

Was sind die Zielgruppen der Koordinationsstelle?

  • Menschen und Organisationen, die bauen oder ausbauen wollen
  • Menschen, die Grundstücke haben
  • Betrachtung nach Altersgruppen und Lebensphasen
  • Verwaltung und Politik
  • Gemeinschaftliches Wohnen+ mit sozialem Mehrwert
  • Verdrängungsgefährdete Gruppen
  • Kreativwirtschaft
  • Studierende
  • Menschen mit konkreten Problemen und wo Gemeinschaft als Lösungsansatz helfen kann
  • Anlaufstelle für Erstgespräche
  • Teilen von Wohnraum
  • Normalverbraucher:innen ebenfalls mitdenken
  • Nichteigentumsorientierte Akteure (exklusiv  Wohneigentumsgemeinschaften)

Welche Aufgaben sollen durch die Koordinationsstelle abgedeckt werden?

  • Erstellung eines Beratungstool
  • Überparteilichkeit
  • Verstetigung
  • Netzwerkarbeit
  • Fachberatung
  • Fördermittelberatung
  • Machbarkeitsstudien
  • Aktuelle Analysen und Finanzcontrolling
  • Verweisberatung
  • Rahmenverträge
  • Archiv & Erfahrungssicherung
  • Orientierungsberatung
  • Wohnpflegegemeinschaften mitdenken
  • Einmischen bei Stadtentwicklung
  • Entwicklung Konzeptverfahren für städtische Grundstücke
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Brückenfunktion in Verwaltung

 

Welche Ressourcen für die Koordinationsstelle werden benötigt?

  • Feste Ansprechpartner:innen
  • Verwaltung und Koordinationsstelle
  • Externe Fachberater:innen
  • Finanzielle Untersetzung
  • Bestehende Angebote der Stadt einbinden
  • Geeignete Räumlichkeiten mit Blick auf Erreichbarkeit (analog sowie
  • digital)
  • Zeitliche Kapazitäten
  • Leuchtturmprojekte pushen
  • Städteübergreifende Ressourcen nutzen
  • Wissenschaftliche Datenerhebung und Begleitung

Was sind die Anforderungen an Mitarbeiter:innen der Koordinationsstelle?

  • Gute Vernetzung in die Wohnprojektszene
  • Mehrsprachig, zeitlich flexibel, Fachkenntnisse
  • Ankopplung an Landeshauptstadt
  • Konkrete Projekterfahrung
  • Leidenschaft und Street Credibility
  • Arbeitsgruppe Wohnen innerhalb der Verwaltung
  • Verwaltungsdeutsch kennen
  • Mut machen
  • Knotenpunkt
  • Querschnittsvernetzung
  • Kenntnisse im lokalen Politikbetrieb
  • Regelmäßiger Austausch und Workshops